Die Rüdenfibel


Wir könnten es nicht besser beschreiben, mit freundlicher Genehmigung von

 

 

;-) Danke, Tina, Birgit & Co.


Er ist da!

Sie haben jetzt einen kleinen Kromfohrländerrüden bei sich aufgenommen? Es ist schon ein bewegender Moment, wenn so ein kleines Wesen in die eigene Obhut übergeben wird und man nun die Verantwortung für ihn weiterhin zu tragen hat.

 

 

Haben Sie sich schon vorher Gedanken gemacht, ob es ein Rüde oder eine Hündin werden sollte? Manche wünschen sich einen Rüden und haben sich schon darüber belesen, bei anderen ist es eher Zufall. Manche Züchter erklären zu den beiden Geschlechtern schon eine ganze Menge vorher. Am Anfang unterscheiden sich Hündin und Rüde im Verhalten nicht wesentlich. Ein kleines putzmunteres Wesen, das neugierig die Welt entdecken und Ihnen aber möglichst folgen will.

Hundepubertät

Doch eines Tages ist sie da, die Hundepubertät. Der kleine Hund zeigt sich plötzlich eigensinnig oder gar ungehorsam. Und geht dann schon mal seiner eigenen Wege. Auch scheint er auszuprobieren, wie Sie reagieren.

Und nun wird es allmählich auch deutlicher:

Sie haben einen Rüden!!! Nicht nur, dass er nun mehr und mehr stolz das Beinchen beim Urinieren hebt und danach dann öfter scharrt, auch sonst zeigt er einige Veränderungen im Verhalten.

Ein anderes Verhalten

Die erwachsenen Rüden sind nicht mehr so freundlich zu Ihrem Hund und auch Ihr kleiner Kerl fängt nun an zu stänkern. Allmählich zeigt er immer mehr das typische Imponiergehabe eines Rüden.

Steifbeinig, hochaufgeregt mit erhobener Rute auf den anderen Hund zu gehen, quasi in Habachtstellung den anderen Hund umkreisend oder sich groß aufbauen und gar knurren.

 

Den Hündinnen gegenüber zeigt er nun oft ein eher zuvorkommendes Verhalten, immer zu einem Spielchen bereit. Und auch zu kastrierten Rüden ist er nett, manchmal scheinen diese für ihn sogar besonders gut zu riechen. Und tatsächlich ist es so, dass Ihr Rüde den Geruch so manch eines Kastraten mit dem einer Hündin verwechselt. Nicht alle Kastraten sind dann von seinem Verhalten begeistert, manche quittieren es mit Brummen und offener Ablehnung.

Kämpfe unter Hunden

Und dann kann es auch eines Tages passieren, dass Ihr Süßer in eine Rauferei hineingerät. Öfter wird unter Rüden ein Mordsspektakel veranstaltet. Geknurre, Bellen und Raufen. Vielfach passiert da nicht viel und sie lassen dann wieder von einander ab. Häufig hat sich dann der Schwächere unterworfen und befindet sich in Rückenlage unter dem anderen Hund. Aber Ihr kleiner Kerl muss so seine Erfahrung machen. Ist er zu ängstlich, bekommt er manchmal erst recht Dresche und wird ruckzuck unterworfen. Ist er aber zu forsch, kann es sein, dass der andere Rüde ihm eine Lektion erteilt. Und manchmal wird es dann auch ernst und es kann zu Bissverletzungen kommen. Leider sind auch nicht alle Hunde mit anderen verträglich, deshalb sollten Sie Ihren Hund auch nicht unkontrolliert auf andere Hunde zurennen lassen, sondern ihm die Kontaktaufnahme erst dann erlauben, wenn Sie sich mit dem Besitzer des anderen Hundes kurz verständigt haben, ob sein Hund kein notorischer Raufer ist. Ohnehin sollten Sie Ihren Hund erst dann zu anderen Hunden laufen lassen, nachdem Sie ihm ein „Freigabekommando“ gegeben haben. Kontakte an der Leine sollten Sie grundsätzlich vermeiden, denn dadurch bauen sich zu schnell Stresssituationen auf, die in Aggression enden können.

Wenn zwei Hunde aneinander geraten sind und es ernst wird, muss man manchmal auch dazwischen gehen, besonders wenn die Kräfteverhältnisse so ungleich sind. Das ist nicht immer einfach, die Halter werden versuchen, ihre Hunde zeitgleich am Halsband oder Geschirr zu erwischen, manchmal auch am Schwanz, um sie dann aus der Rauferei herauszuziehen. Oder man versucht etwas dazwischen zu werfen oder durch laute Geräusche die Hunde dazu zu bewegen, wieder voneinander abzulassen. Das sind aber wirklich Ausnahmesituationen.

 

 

Sie werden merken, dass Ihr Hund mit zunehmender Erfahrung auch den Auseinandersetzungen aus dem Weg geht. Wenn sie beim Spaziergang ohne Leine auf einen anderen Hund treffen, dann ist es auch oft viel wirkungsvoller schnell weiterzugehen und sich nicht zu dem anderen Hund und Besitzer dazuzustellen.

Ihr Rüde wird dann ohne Ihre „Verstärkung“ Ihnen lieber rasch folgen. Und wenn man sich mit dem anderen Halter darüber verständigen kann, dass der andere Hund eine „Sie“ ist oder ein verträglicher Kastrat, dann kann man oft ganz entspannt dem Treiben der beiden Hunde zusehen.

Hundeschule und Welpenspielgruppe

Ganz wichtig ist es eine gute Hundeschule (wenn möglich mit Kromierfahrung) zu besuchen. Am besten schon eine Welpenspielgruppe. Denn Ihr kleiner Freund lernt da eine ganze Menge für sein Sozialverhalten noch bevor es dann mit der Geschlechtsreife ernst wird. Und wenn in der Hundeschule Hunde aneinander geraten, dann ist eine erfahrene Leiterin da, die Ihnen dann auch zeigen kann, wie man am besten in solchen Situationen reagieren muss. Auch ist es nicht immer einfach, wenn mehrere Hunde in einem Streit verwickelt sind, dann kann es nämlich unübersichtlich werden.

Gehorsamkeit

 

Und natürlich sollte Ihr Hund in der Hundeschule auch lernen, Ihnen zu gehorchen und gewisse Befehle zu befolgen. Rüden neigen schon mal eher dazu, sich aufsässig zu zeigen. Es ist auch durchaus von Vorteil, wenn Ihr kleiner Kerl Zuhause gelernt hat, an welcher Stelle er im Rudel steht, nämlich an der untersten. Da gibt es so einige Möglichkeiten, ihm das deutlich zu machen. Gute Erziehungsbücher sind da sehr hilfreich, die man am besten noch vor der Anschaffung des Hundes durchlesen sollte.

Gerade der kleine Rüde braucht ein konsequentes Verhalten und ganz viel Führung und Sicherheit Ihrerseits, damit er sich im „Rudel“ orientieren kann. Auf gar keinen Fall sollten Sie anfänglich dem Charme des ach so kleinen Welpen erliegen und ihm zuviel durchgehen lassen, denn spätestens in der Pupertät rächen sich Erziehungsfehler und -versäumnisse aus der Welpenzeit. Und natürlich wird man auch in diesen Dingen in der Hundeschule beraten. In der Pubertät kann man gelegentlich von Seiten seines Hundes so manche Unverschämtheit erleben. Manchmal empfiehlt es sich, Verhalten zu ignorieren oder sich abzuwenden. Hin und wieder wird man auch mal deutlicher werden müssen.

 

Worauf Sie ebenfalls von Anfang an großen Wert legen sollten, ist eine gute Leinenführigkeit und ein antrainierter Blickkontakt auf Kommando. Später werden diese zwei Dinge Ihnen bei Rüdenbegegnungen sehr hilfreich sein. Achten Sie vor allem auch darauf, wer von Ihnen bei dem Spaziergang die Führung übernimmt. Gehen Sie mit Ihrem Hund spazieren oder geht ihr Hund mit Ihnen spazieren, indem er Sie überall hinzerrt, um seine Duftmarken zu setzen?!

 

Kastration???

In solchen aufsässigen Phasen ist es gar nicht selten, leider manchmal auch von Seiten der HundetrainerInnen, dass man Ihnen dringend raten wird, dass Sie Ihren Rüden unbedingt kastrieren lassen müssen. Und leider raten das ganz dringend manche Tierärzte auch. Bei den Tierärzten muss man dazu wissen, dass die an dem kleinen Eingriff auch ganz gut verdienen, aber da gibt es natürlich auch sehr unterschiedliche Auffassungen unter den Tierärzten.

Abwarten und Geduld

Sie sollten auf jeden Fall nicht die Nerven verlieren und keinen vorschnellen Entschluss fassen. Bis der Hund erwachsen wird mit ca. 3 - 4 Jahren, wird er auch wesentlich vernünftiger und auch wieder gehorsamer. Das werden Sie nach einiger Zeit auch merken. Auch wenn er mal sehr starke sexuelle Ambitionen zeigt, auch dieses Verhalten nimmt meist bis zum Erwachsenwerden wieder ab. Manchmal könnte man seinen Rüden freilich an die Wand werfen, wenn er zum Beispiel in der Hundeschule nichts anderes im Sinne hat, als zu seiner auserwählten Hündin hinkommen zu können und hechelnd mit verdrehten Augen nur in eine Richtung strebt und selbst die schönsten Leckerbissen verschmäht. Aber Sie können getrost damit rechnen, dass der „Hormonschub“ auch mal wieder nachlässt.

 

 

Was bewirkt die Kastration?

Oft wird einem versprochen, dass das unerwünschte Verhalten mit der Kastration verschwindet. Das ist aber keinesfalls so!

Das männliche Sexualhormon verleiht dem Rüden nämlich eine gewisse Selbstsicherheit, die allerdings manchmal auch überschießend zu einer Art Selbstüberschätzung führt. Wenn das Testosteron (Sexualhormon) nach der Kastration nahezu gar nicht mehr produziert wird, dann kann der Rüde unsicher werden und sich sogar zum Angst- und Stressbeißer entwickeln. Vor allem auch deshalb, weil andere Rüden ihn für eine Hündin halten, ihn belästigen, nicht ernst nehmen und dadurch bis zur Weißglut treiben.

 

 

Es gibt auch die Möglichkeit einer vorübergehenden „Kastration“ durch Hormonspritzen (z.B. um Katrationsauswirkungen vorher zu testen). Bei dieser chemischen Kastration kommt es nicht zum nahezu vollständigen Ausfall des Sexualhormons. Der Sexualtrieb lässt dann nach und der Rüde zeigt dann eher das erwünschte Verhalten. Das lässt aber keinesfalls darauf schließen, dass der Rüde sich dann nach der operativen Kastration genauso verhält, denn dann fehlt ja die Menge an Testosteron, die ihm Sicherheit verleiht. (Dies wird in einer Studie von Frau Gabriele Niepel beschrieben)

 

Für die Gesundheit eines Hundes ist es sicher besser auf eine Kastration zu verzichten. Rüden sind häufiger nach einer Kastration inkontinent (unkontrollierter Harnabgang) oder neigen zu Problemen mit der Prostata (Vorsteherdrüse). Übrigens verändert sich auch das Fell des Rüden (gerade bei rauhaarigen Hunden) zum Nachteil hin. Die Farben verblassen und das Fell wird fusselig, weil mehr Unterwolle wächst. Es ähnelt dann dem Welpenfell.

 

 

Was tun bei Fehlverhalten?

Das meiste schwierige Verhalten lässt sich durch Erziehung entsprechend beeinflussen. Auf nicht sexuell motiviertes Aggressionsverhalten, hat die Kastration ohnehin keinen Einfluss. Bei Verhaltensauffälligkeiten helfen auch meistens Einzelsitzungen bei erfahrenen HundetrainerInnen.

Oft muss man das Verhalten und die Reaktionen der ganzen Menschenfamilie unter die Lupe nehmen, da darin die Ursachen für das Fehlverhalten des Hundes zu finden sind.

Kastration – nur im Notfall

Die Kastration sollte immer der absolute Notfall sein. In ganz seltenen Fällen, wenn ein völlig übertriebener Sexualtrieb dazuführt, dass der Rüde bei jeder Gelegenheit ausbricht und verschwindet bzw. wegen jeder läufigen Hündin trauernd und jammernd im Hause leidet und sogar das Fressen einstellt oder manchmal auch bei bestimmten Erkrankungen, wird man um eine Kastration nicht herumkommen. Aber bitte wägen Sie erst alle anderen Möglichkeiten ab. Sprechen Sie mit Ihrer ZüchterIn oder auch mit erfahrenen Kromfohrländerbesitzern oder Züchtern.

Es geht um die ganze Rasse

Wenn Sie zudem die Geschichte des Kromfohrländers gelesen haben (z.B. auf der Homepage vom Rassezuchtverein), so werden Sie feststellen, dass sich der Ursprung aller unserer heutigen Kromis auf ein einziges Hundepaar (Urpeter und Fifi) zurückführen lässt. Später wurde zwar noch die Foxterrierhündin Elfe eingekreuzt; damit wären die „Stammeltern“ der heutigen Kromis jedoch schon komplett. Entsprechend klein ist daher die genetische Basis.

 

Die heute lebenden Kromfohrländer gehen aus Verpaarungen hervor, die es oftmals nur ein einziges Mal in dieser Konstellation (Rüde y mit Hündin x) gegeben hat. Daher ist es wünschenswert, dass aus jedem Wurf zumindest ein Rüde (wenn vorhanden) in die Zucht geht, damit eine gewisse genetische Vielfalt erhalten werden kann.

 

Leider ist es so, dass aus vielen Würfen kein einziger Hund (weder Rüde noch Hündin) in die Zucht geht, so dass dieser Wurf für die Kromfohrländerzucht unwiederbringlich verloren ist, obwohl die Nachkommen so einzigartig sind.

 

Aber es gibt noch einen anderen sehr gewichtigen Grund, warum vor einer voreiligen Kastration zu warnen ist. Da geht es nämlich um den Fortbestand der ganzen Rasse. Wenn alle nur einen Familienhund haben wollen und sonst gar nichts, dann gäbe es eines Tages keinen Kromfohrländer mehr.

 

Einen Rüden für die Zucht einzusetzen, ist gegenüber dem Aufwand, den man mit einer Hündin und der Welpenaufzucht hat, relativ gering. Bedenken Sie auch, dass Sie Ihren eigenen Kromfohrländer der Tatsache verdanken, dass ein Rüdenbesitzer seinen Hund für die Zucht zur Verfügung gestellt hat.

Sie haben auf der einen Seite keinen großen finanziellen Aufwand und leisten auf der anderen Seite einen großen Beitrag zum Erhalt und zur Gesunderhaltung unserer Rasse. Es wäre also wirklich großartig, wenn Sie Ihren zukünftigen Familienhund, den Kromimädels als Bräutigam zur Verfügung stellen würden.

 

Auch der ältere Rüde ist gefragt

 

Unser Appell richtet sich natürlich nicht nur an die neuen Rüdenbesitzer. Sollte also jemand diese Fibel lesen, der bereits stolzer Eigentümer eines gesunden und wesensfesten Rüden ist, so gilt unsere Bitte natürlich auch für ihn – auch dann, wenn der Rüde bereits älter ist, denn gerade ältere gesunde Rüden werden besonders gerne zur Zucht eingesetzt, denn je länger ein Rüde gesund bleibt, um so eher ist anzunehmen, dass er keine Erbkrankheiten weitergibt

Noch mal ganz genau überlegen!

Auch wenn Sie „nur“ einen Familienhund möchten, sollten Sie sich daher überlegen, ob Sie Ihren Rüden - sofern er gesund und wesensfest ist - nicht dennoch zur Zucht zur Verfügung stellen möchten, damit er seine einmaligen Gene weitergeben kann.

 

Viele Hündinnenbesitzer haben große Probleme einen passenden Rüden für ihre Zuchthündin zu finden, weil viele der vorhandenen Rüden auf Grund zu enger Verwandtschaft, zu riskanter Verpaarung (im Hinblick auf die Gesundheit) oder eines schlichtweg nicht passenden äußeren Erscheinungsbildes wegfallen.

Eine großartige Belohnung

 

Sie werden sicherlich durch den Anblick des Nachwuchses

 

IHRES Hundes großartig belohnt werden. Außerdem machen Sie bestimmt jede Menge Leute, die auf der Suche nach ihrem Familienkromi sind, sehr, sehr glücklich. 

 

Es ist auch von Interesse, den Werdegang der Nachkommen Ihres Hundes zu verfolgen, denn so kann es zutage kommen, ob ihr Hund relativ gesundes Erbmaterial weitergibt.

 

Übrigens ist es ein Gerücht, dass Rüden schwieriger werden, wenn sie erst zum Decken gekommen sind. Das Gegenteil ist der Fall. Der Rüde gewinnt eher an Selbstvertrauen und reagiert dann oftmals souveräner.